Georg zur Nieden ist das Alter Ego von Andreas R. Crüsemann. Für seinen in Entstehung befindlichen Roman hat er der Hauptfigur einen Namen gegeben, den er auch selbst hätte tragen können. Wenn damals das Namensrecht so frei wie heute gewesen wäre, dann hätte sein Vater diesen Nachnamen von seinen Eltern bekommen. Denn der war der Name eines großen Stahlbauunternehmens im Ruhrgebiet, dessen Kronprinz natürlich auch Namensträger sein sollte. Und der Vorname wäre der Wunschname seiner Mutter gewesen, wenn der Großvater nicht als letzten Wunsch vor seinem Tod Andreas angesagt hätte.
Georg wuchs in den sechziger und siebziger Jahren im Ruhrgebiet mit vielen Privilegien auf. Das von seinem Urgroßvater gegründete Stahlbauunternehmen hatte zu dieser Zeit 600 Mitarbeiter und produzierte Förderanlagen für den Bergbau. Sein Großvater - ein Ruhrbaron, wie er im Buche stand - war früh verstorben. Georg war noch nicht volljährig, als das Unternehmen in Folge der Kohlekrise und auch des Vakuums, das der Tod seines übermächtigen Großvaters hinterlassen hatte, in Konkurs ging. Aus dem Literaturstudium wurde nichts; Andreas musste „etwas Anständiges“ studieren, denn die Familie war mit dem Unternehmen Pleite gegangen. Er heiratete früh und nicht standesgemäß eine Armenierin, mit der er zwei inzwischen erwachsene und verheiratete Kinder hat. Zeit seines Berufslebens schrieb er Romane und Gedichte, die er nie veröffentlichte. Das änderte sich mit dem Eintritt ins Rentenalter. Er postet seitdem unter seinem Alias alte und neue Gedichte auf dieser Webseite, auf Facebook und auf Instagram und arbeitet an seiner ersten Buchveröffentlichung. Wenn er in seinen Gedichten den Wahn- und Stumpfsinn unserer alltäglichen Welt beleuchtet, dann mangelt es nicht an Selbstreflexion und -kritik. Andreas lebt inzwischen in Berlin; ist dem Ruhrgebiet aber weiterhin im Herzen und durch regelmäßige Besuche der vielen Freundinnen und Freunde dort verbunden.
Oft hat Georg sich gefragt, ob er für die Sünden seiner Väter, deren industrieller Erfolg mit ebensolchen erkauft worden ist, büßen muss. Der biblische Spruch aus dem Buch Hesekiel von den Vätern, die saure Trauben aßen und ihren Söhnen, die stumpfe Zähne bekamen, gibt ihm als gläubigem Christen oft zu denken. Erst recht seit einem Tag im April 2013, als er im Alter von 47 Jahren auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Karriere einen schweren Arbeitsunfall erleidet. Von dieser Sekunde an ändert sich sein eigenes Leben, wie auch das seiner Familie auf dramatische Weise. Das Buch beschreibt vordergründig die Erfahrungen des Autors mit dem Gesundheits- und Sozialsystem sowie privaten Unfall- und BU-Versicherungen. Diverse Augenprobleme und temporäre Blindheit, Depressionen, Suizidgedanken und Paranoia machen ihm zu schaffen. Er kämpft mehrfach vor Gericht für seine Rechte und ist dabei nicht immer erfolgreich.
In Rückblenden wird erkennbar, dass Georg mehrere „Rufe zur Besinnung“ nicht hören wollte. Die hintergründige Reise zu sich selbst birgt erzählerische Highlights; während drei 7-8-wöchigen Aufenthalten in psychosomatischen Kliniken und der über 8 Jahre laufenden Gruppentherapie bekommt er tiefe Einblicke in die Abgründe seiner Seele und erfährt viele gängige Therapieformen. Er gewinnt Erkenntnis über sein früheres Leben, setzt sich mit seiner Kindheit und auch seinen Eltern auseinander.
Verwoben mit dieser bis zum Jahr 2023 laufenden Geschichte sind die Erlebnisse und Entwicklungen der Menschen, die Georg nahestehen. Sein Unfall erschüttert das Familiensystem nachhaltig, was von manchen Betroffenen erst im Laufe der Zeit als Chance erkannt wird. Und auch nicht von allen. Erhebliche Rückhaltekräfte erschweren es Georg, sich neu zu erfinden. Er erlernt zwischenzeitlich drei neue Berufe und praktiziert diese trotz einer inzwischen anerkannten Schwerbehinderung: Atemtherapeut, Dozent für Deutsch als Fremdsprache und Jobcoach. Drei Corona-Wellen erschweren den Aufbau dieser Tätigkeiten. Zum Ende des Buches ist der große rote Reset-Button in Sicht: Wird es endlich möglich sein, sich als Autor selbst zu verwirklichen?
Das Buch soll im Jahr 2026 erscheinen; die Verhandlungen mit möglichen Verlagen laufen derzeit.
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